In unserem letzten Treffen habe ich noch einmal die eigene Verletzlichkeit aufgegriffen und diesen Text von der Theologin Dorothee Sölle vorgelesen:
DAS KREUZ UMARMEN
Je mehr du in die Liebe hineinwächst, in die Botschaft Jesu, um es so ungeschützt traditionell zu sagen, desto verletzlicher machst du dich. Du wirst einfach angreifbarer, wenn du sichtbar geworden bist oder wenn „das von Gott“ in dir aufleuchtet. Wenn du dein Leben verteilst, statt zu horten, dann wird das große Licht in dir sichtbar. Zwar gehst du in Einsamkeit hinein, verlierst oft Freunde, einen Lebensstandard, einen Beruf oder eine sichere Karriere, aber zugleich veränderst du dich. Und das Kreuz, dieses Zeichen der Isolierung, der Schande, des Verlassenseins, wir in diesem Prozess der Baum des Lebens, ohne den du gar nicht mehr sein magst. Das tote Marterholz fängt an zu grünen. Und du weißt auf einmal, wo du hingehörst.
Das Leben zu wählen, heißt das Kreuz zu umarmen. Es heißt, das Kreuz, die Schwierigkeiten, die Erfolglosigkeit, die Angst, allein dazustehen, in Kauf zu nehmen. Die Tradition hat uns nie einen Rosengarten versprochen. Das Kreuz zu umarmen bedeutet heute, in den Widerstand hineinzuwachsen. Und das Kreuz wird grünen und blühen. Wir überlieben das Kreuz. Wir wachsen im Leiden. Wir sind der Baum des Lebens.
Dorothee Sölle
Danach haben wir eine Bestandsaufnahme gemacht: Mit Bildern und Texten haben wir eine Collage gestaltet, die unseren Ist-Zustand an diesem Samstag nach dem Kurs festgehalten hat. All die Themen, die eine jede beschäftigt haben, die Zitate und Worte, die hängen geblieben sind, den Weg, den wir gegangen sind.