Woche 7

all diese mutigen Wochen mit den vielen Aspekten und Fragen von Mut haben mitnichten alle Fragen beantworten. Wie es so oft ist, wenn ich mich mit einem Thema intensiv beschäftige, kommen noch viel mehr Facetten zum Vorschein. Das Mut-Thema wird mich auf jeden fall noch eine Weile begleiten.

Gerade habe ich eine schwierige Phase in einer Freundschaft. Nicht die erste. Und es stellt sich mir die Frage: Ist es mutig den Schluss-strich zu ziehen und zu gehen, oder ist es mutiger zu bleiben und mich den Herausforderungen und Themen, die da aufgewirbelt werden, zu stellen? Auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden.

Mut kostet was, das war eine der Erkenntnisse meiner Mutreise. Und auch die Frage: Wo ist die Grenze? Das hatte eine von euch auch angesprochen. Wo ist es Übermut? Zum Beispiel wie Petrus bei Sturm aus dem Boot aussteigt. Wo verletzte ich mit meinem Mut andere und richte damit vielleicht auch Schaden an?

Wenn ich nochmal zu den biblischen Geschichten zurückkehre, dann finde ich all jene Menschen mutig, die sich getraut haben, Gott zu folgen. Jesus zu folgen. Einfach so, die Arbeit stehen lassen, mitgehen. Es gibt etwas an dieser Radikalität, was mich sehr fasziniert. Aber Mut muss nicht immer radikal sein. Es gibt auch genug von diesem kleinen leisen Mut.

Vielleicht magst du ja diese Woche ein bisschen deinen eigenen Mut beobachten. Und jeden Tag aufschreiben, wo du heute mutig warst. Das können so kleine Sachen sein, wie eine Pause zu machen, obwohl du glaubst, dass du dich vor Arbeit nicht mehr retten kannst. Oder ein sanftmütiges Lächeln verschenken?

Ich glaube nämlich, dass wir alle schon total mutige Frauen sind!

Notizen aus unserem letzten Zoomtreffen

In unserem letzten Treffen habe ich noch einmal die eigene Verletzlichkeit aufgegriffen und diesen Text von der Theologin Dorothee Sölle vorgelesen: 

DAS KREUZ UMARMENJe mehr du in die Liebe hineinwächst, in die Botschaft Jesu, um es so ungeschützt traditionell zu sagen, desto verletzlicher machst du dich. Du wirst einfach angreifbarer, wenn du sichtbar geworden bist oder wenn „das von Gott“ in dir aufleuchtet. Wenn du dein Leben verteilst, statt zu horten, dann wird das große Licht in dir sichtbar. Zwar gehst du in Einsamkeit hinein, verlierst oft Freunde, einen Lebensstandard, einen Beruf oder eine sichere Karriere, aber zugleich veränderst du dich. Und das Kreuz, dieses Zeichen der Isolierung, der Schande, des Verlassenseins, wir in diesem Prozess der Baum des Lebens, ohne den du gar nicht mehr sein magst. Das tote Marterholz fängt an zu grünen. Und du weißt auf einmal, wo du hingehörst.Das Leben zu wählen, heißt das Kreuz zu umarmen. Es heißt, das Kreuz, die Schwierigkeiten, die Erfolglosigkeit, die Angst, allein dazustehen, in Kauf zu nehmen. Die Tradition hat uns nie einen Rosengarten versprochen. Das Kreuz zu umarmen bedeutet heute, in den Widerstand hineinzuwachsen. Und das Kreuz wird grünen und blühen. Wir überlieben das Kreuz. Wir wachsen im Leiden. Wir sind der Baum des Lebens. Dorothee Sölle

 Danach haben wir eine Bestandsaufnahme gemacht: Mit Bildern und Texten haben wir eine Collage gestaltet, die unseren Ist-Zustand an diesem Samstag nach dem Kurs festgehalten hat. All die Themen, die eine jede beschäftigt haben, die Zitate und Worte, die hängen geblieben sind, den Weg, den wir gegangen sind.https://player.vimeo.com/video/533122344

Nicht nur der lichte Tag, auch die Nacht
hat ihre Wunder.
Es gibt Blumen,
die nur in der Wildnis gedeihen,
Sterne die nur am Horizont
der Wüste erscheinen.
Es gibt Erfahrungen der göttlichen Liebe,
die uns nur in der äußersten Verlassenheit,
ja am Rande der Verzweiflung,
geschenkt werden.

Gertrud von le Fort

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