Willkommen

In einem einsam gelegenen Kloster lebt ein weiser Mann, zu dem jeden Tag kranke Menschen von überall her pilgern. Sein Ruf als Heiler hat sich in vielen Jahren in der ganzen Welt verbreitet. Eines Tages kommt ein junger Mönch in das Kloster und wird sofort neugierig, als er sieht, wie jeden Morgen ein neuer Gast in die Räume des weisen Mannes gebracht wird. Der Gast bleibt den ganzen Tag in der Obhut des weisen Alten und am Abend, wenn sich die Tür zur Kammer des Alten öffnet, kommen die Gäste zufrieden wieder heraus und reisen wieder ab. Für alle übrigen Klosterbewohner bleiben die Räume des weisen Heilers verschlossen. 

Tagsüber hört der junge Mönch immer wieder Geräusche und manchmal ein Lachen oder Schreien. Nun wird der junge Mönch sehr neugierig und will unbedingt wissen, wie der Alte seine kranken Gäste heilt. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und klopft am Abend an die Türe des Alten. Nach einiger Zeit öffnet der alte Mann die Tür und bittet den neugierigen Mönch zu sich herein. Dieser will seine Neugier sofort entschuldigen und sagt: „Verzeiht mein Eindringen, weiser Mann, ich wollte nur wissen, mit welcher Medizin ihr eure Gäste behandelt, dass sie krank hier ankommen und unser Kloster nach einem Tag gesund wieder verlassen“. 

Der Alte antwortet: „Schau dich um, ich zeige dir, was ich tue: wenn die Menschen hier ankommen, sind sie nicht bei sich, nicht in ihrem Körper und nicht in ihrer Seele. Sie sind gefangen in ihren Gedanken und Absichten, sie kommen mit dem Ziel, bessere Menschen zu werden. 

Ich lasse sie hier in dieser Wanne erst einmal eine Stunde lang ein Bad nehmen. Dann reiche ich ihnen eine weitere Stunde lang ein köstliches Essen. Dann sind sie wieder in ihrem Leib angekommen. Und dann rufe ich meine drei kleinen Kätzchen herein und lasse meine Gäste den halben Tag mit den Tieren herumtollen und spielen. Dann sind sie auch wieder in ihren Seelen angekommen und sie verlassen mich am Abend zufrieden und glücklich.“ Der junge Mönch ist überrascht und fragt zweifelnd: „Und du meinst, dass deine Gäste so auch zu besseren Menschen werden?“ Der Alte lächelt: 

„Nein, es reicht, wenn sie bei sich selbst ankommen und einfach Mensch sind, wenn sie essen, lachen und spielen, das genügt. Alles Weitere ergibt sich“.